„Ela, ela!“ („Komm, komm!“), schallt es durch den Hof des Gymnasiums im zyprischen Frenaros. Gleich am ersten Tag, einem Montag, sehen sich die Elsenfelder Schülerinnen und Schüler zwischen aufgedrehten zypriotischen Altersgenossen sitzen, die mit ihnen Recyclingprojekte durchführen, Sirtaki tanzen und die Schüler auch intensiv kennenlernen wollen. „Ella, ella!“ – so wird es auch noch die ganze Woche über klingen, wenn sie mit südländischem Temperament die Deutschen mit einbeziehen und von ihrer Heimat begeistern wollen.

Im Rahmen des Programms Erasmus+ reiste im Februar eine Delegation aus 6 Schülern und 3 Lehrkräften (Jana Höllerer, Wendy Sommer und Christoph Reichert) auf die Mittelmeerinsel. Zuvor war bereits eine zypriotische Gruppe in Elsenfeld zu Besuch gewesen. Die Teilnehmer des Programms lernen sich gegenseitig kennen und tauschen sich über die beiden Länder sowie über den jeweiligen Schulbetrieb aus. Darüber hinaus werden gemeinsame Projekte durchgeführt, bei denen Umweltschutz und Inklusion eine gewichtige Rolle spielen.

Der zypriotische Koordinator Panicos Papettaspanayotis zeigte den Deutschen eine Schule, die mit wesentlich weniger Ausstattung auskommt, als sie es von zuhause gewohnt sind. Die Klassenzimmer sind schmucklose Betonräume, die einzeln vom Hof aus betreten werden. Gänge gibt es nicht. Ungewohnt ist auch, dass am Eingang ein Wachmann steht, an dem jeder vorbei muss, der die Schule betreten oder verlassen will. Aber es ist nicht zuletzt die Sonne, die ihren Teil dazu beiträgt, dass das, was sich in der Beschreibung recht karg anhört, einen so angenehmen Charme besitzt.

Der größte Charme auf dieser Reise ging allerdings von den Gastgebern aus. Viele Lehrer des Gymnasiums legten sich so richtig ins Zeug, um Schule und Heimatland von ihrer besten Seite zu zeigen. So organisierten sie ein Beachvolleyballspiel am Strand, führten durch die Cavo Greco mit Museum und Park und sie unternehmen eine Busreise, bei der man anhand historischer Stätten die Geschichte der Insel nachvollziehen, aber auch die Mandelblüte und Flamingos bestaunen konnte. Ein Abend war einem gemeinsamen Essen gewidmet, wonach alle das Tanzbein schwingen konnten. Ein anderer Nachmittag hatte eine traurigere Überschrift: Anhand der verlassenen Stadt Famagusta, die von der Ferne mit Ferngläsern beobachtet werden konnte, wurden die Ereignisse erklärt, die zur Besatzung des Nordteils der Insel im Jahr 1974 führten. Die brüchigen Stimmen der einheimischen Gesprächspartner zeugten davon, wie schmerzhaft die Teilung Zyperns bis heute für sie ist.

Die Elsenfelder Schule war mit dem Projekt „Be(e) international“ unterwegs, bei dem der für uns Menschen so wichtige Erhalt der Bienenbestände im Vordergrund steht. Durch Bienen vermehren sich die Pflanzen, die wir alle zum Leben brauchen. So bastelten Schüler beider Schulen Geschenktütchen mit Samenpapier, die dazu anregen sollen, möglichst weit verbreitet Wiesenblumen anzupflanzen, die für die Bienen so wichtig sind. Weiterhin wurden kleine Bienenhotels für Wildbienen gebastelt und sofort im Schulgarten aufgehängt. Nach einem Vortrag über Bienen in Zypern hatten die anwesenden Mitglieder der Elsenfelder Bienen-AG die Gelegenheit zu einem Austausch mit der Referentin. Dabei war vor allem die Gefahr der Asiatischen Hornisse ein Thema, die aktuell den Imkern beider Länder zu schaffen macht. Im Antelia Bee Park zeigte der Betreiber unter anderem, wie er seinen Beitrag zur Rettung der Zyprische Biene leistet, indem er damit experimentiert, welche Pflanzen dürreresistent und für die heimische Art als Nahrungsquelle geeignet sind.

Nach einer anstrengenden Woche hört man die Schüler am Freitag bei einem Barbecue am Strand immer noch „ela, ela!“ rufen. Mittlerweile schreien die Deutschen genauso mit. Man hat sich angefreundet und der Abschied fällt Lehrern und Schülern gleichermaßen schwer. In nur fünf Tagen sind Freundschaften entstanden. Man hat gemeinsam gearbeitet, gespielt, gelacht und ein paar Kilo mehr auf den Rippen. Die Zyprioten wundern sich darüber, dass sich die Deutschen über diese kälteste Woche im ganzen Winter freuen und jeden Sonnenstrahl auskosten wollen. Aber ein solches Wetter wird man daheim erst wieder im April erleben können. Die Wärme der Insel, der Gastfreundschaft und der Motivation wird aber in den kalten deutschen Februar mitgenommen.

Christoph Reichert
(Begleitende Lehrkraft)